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Kirchhofs Bluff beim Spiegel - attac enthüllt (Update 2)

Dienstag, 30.8.2005    

Neu 9.9.05: attac hat eine (Link weg) extra Übersicht zu Kirchhof gemacht.

(Link weg) attac hat aufgepaßt (aktualisiert): In den Medien gibt es großen Zirkus wie einfach der merkelsche Kirchhof die Steuern machen könnte, und - Überraschung! - gerecht sei das auch noch, die Großverdiener müßten entsprechend zahlen.

Eigentlich müßte jeder sofort mißtrauisch sein, denn Gerechtigkeit ist Kirchhofs Sache nicht (und Merkels erst recht nicht).

Die Erfinder einer gerechten, hier besser "(Link weg) solidarischen Einfachsteuer " gibt es tatsächlich, das sind aber andere: (Link weg) attac und ver.di nämlich. Deshalb haben die genauer hinschauen können und nahmen sich den Steuerrechner vor, mit dem beim Spiegel Wind gemacht wird.
Und, wieder - Überraschung! - wurden sie fündig:
"Die von Paul Kirchhof angestrebte Radikal-Steuerreform belastet die Besserverdiener weit mehr als angenommen", schreibt der Spiegel in seiner aktuellen Ausgabe.
...
Doch wie die Attac-AG Steuern beim Nachrechnen feststellte, ist diese Zahl falsch.

Als Reaktion darauf hat Spiegel auf der Webseite eine "Korrektur" angegeben, nach der einige Annahmen der Berechnung einem Übermittlungsfehler zum Opfer fielen. Abgesehen davon, daß diess zeigt wie illusionär der Begriff Einfachsteuer sein kann, ist wie mir scheint die gewollte Feststellung nur mit sehr viel Energie herbeizurechnen ...

Banane Courtesy from IT&W ...

attac hat auch den neuen "Spiegel Anlauf" (Link weg) nachgerechnet (wie im Kommentar angekündigt):
Anmerkungen zur Berechnung im Spiegel vom 29. August 2005 und der Korrektur im Internet zur Wirkungsweise des Kirchhof-Vorschlags für einen Manager, Jahresbrutto 300.000 Euro. mehr ...

Der offenkundige Fehler in der Printausgabe des aktuellen Spiegels wurde in der Online-Korrektur dadurch beseitigt, dass die Tabelle um zusätzliche abzugsfähige Aufwendungen erweitert wurde; die vorherige Steuerbelastung blieb bestehen. Diese Angaben, die dem Spiegel nach eigener Aussage (in der im Internet verfügbaren Richtigstellung) von Kirchhofs Institut selbst übermittelt wurden, sind teilweise falsch, teilweise fragwürdig.
...
Bei einer etwas eingehenderen Untersuchung dieser Punkte stößt man auf eine Reihe von Ungereimtheiten, die ernsthafte Zweifel daran aufkommen lassen, ob Herr Kirchhof mit seinem eigenen Modell korrekt umgehen kann. ...

Hier die neue (Link weg) attac-Berechnung und Stellungnahme (PDF 56k) (Achtung: Adobe-Reader auch für Mac nötig!)

Das ganze ist doch nicht so trivial (von wegen "Einfach"steuer), vorweg der Schluß bei attac:

4. Fazit
Auch die korrigierte Spiegel-Berechnung ist nicht nur unseriös, sie ist auch schlicht falsch. Nur unter den (unwahrscheinlichen) Annahmen, nach der die Mietverluste im geltenden Recht und unter Kirchhof errechnet werden, trifft die Behauptung, die Umsetzung führe zu einer höheren Belastung von großen Einkommen, überhaupt zu. Die Mehrbelastung nach Kirchhof beträgt aber gerade 927 Euro – statt der Entlastung von 16.901 Euro nach dem Einkommen in der Ursprungsversion und der Mehrbelastung von 6.596 Euro in der korrigierten Version.
Was bleibt als Erkenntnis? Je nach Aufbereitung des Zahlenmaterials kann entweder eine erhebliche Belastung oder eine Entlastung bewiesen werden. Der Erkenntniswert dieser willkürlichen Rechenbeispiele ist gleich 0.

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Hier gehts noch zur (Link weg) ersten attac-Pressemeldung , nach der Spiegel versuchte die Fehler zu reparieren ...

Attac-Stellungnahme zur 'Korrektur' voraussichtlich 1.9.

Eine Stellungnahme von Attac Deutschland zum Korrekturversuch bei Spiegel online wird es voraussichtlich am 1. September geben.

Mit herzlichen Grüßen,

Angelika Shams
(Mitglied im Bundes-Koordinierungskreis von Attac)